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Landsberg am Lech, Sommer 1996. Nach den Schulferien wird Oberstudienrat Anton Posset nicht mehr zurückkehren dürfen ans städtische Ignaz Kögler-Gymnasium. Es ist die zweite Strafversetzung für den engagierten Lehrer und Heimatgeschichts-Forscher: Er hat sich durch unnachgiebige "Arbeit gegen das Vergessen" in der Stadt manchen unter den "Stadtvätern" zum Feind gemacht.
Gemeinsam mit der "Bürgervereinigung Landsberg im 20. Jahrhundert" hat Posset in jahrelanger Arbeit die verdrängte Geschichte der Stadt in der Nazizeit wieder ans Licht gebracht: Vor allem die Tatsache, daß hier im letzten Kriegsjahr fast 15.000 KZ-Häftlinge, überwiegend Jüdinnen und Juden, als Arbeitssklaven der der SS, der "Organisation Todt", der deutschen Rüstungs- und Bau-Industrie und vieler Landsberger Bürger ihr Leben verloren - beim Bau unterirdischer Fabriken für die "Wunderwaffe" Me 262 - das erste Strahlflugzeug der Firma Messerschmidt - in den Erdbunkern der elf Kauferinger Konzentrationslager um Landsberg, und beim Todesmarsch.
Neben dem Mobbing von Posset offenbart die Dokumentation mit ihrem Blick in die deutsche Provinz, wie "Hitlers willige Vollstrecker", ihre Kinder und Enkel die Vergangenheit zu "bewältigen" versuchen.
Landsbergs Oberbürgermeister trug in einem Interview mit dem Hinweis, das sei damals doch "nur der gewöhnliche Nationalsozialismus" gewesen, dazu bei, daß unser Film diesen Satz als Titel erhielt.
Immerhin: Veranstaltungen mit dem Film, in dem historisches Bildmaterial die Recherchen Possets bestätigt, vermochten vor Ort einiges in Bewegung zu setzen.
Siehe auch TWIST zum Thema "Vergessen", 9/96.
"Der Stadtrat soll einen Arbeitsausschuß mit dem Titel "Landsberger Geschichte" ins Leben rufen. Das fordert Axel Flörke (UBV) in einem Antrag an den Oberbürgermeister und das Plenum", berichtet die Landsberger Tageszeitung nach einer Veranstaltung mit unserem Film. Über die Veranstaltung selbst berichtet die LT unter dem Titel "Heftige Diskussion nach der Uraufführung": "Voll besetzt war der Saal, zahlreiche Prominente wie zum Beispiel der Kauferinger Bürgermeister Dr. Klaus Bühler oder Dr. Samuel Kutschinski, einer der Überlebenden der Konzentrationslager rund um Landsberg, hatten sich eingefunden... Norbert Sepp hat Posset zu einer Anhörung wegen der Versetzung ins Kultusministerium begleitet und schildert seine Erlebnisse so: "Diese sogenannte Anhörung war ein Tribunal."
Leserbriefe setzen sich wochenlang mit dem Film auseinander. Beispiele: "Dieser Film wird durch manipulierte Darstellung zur Unmoral... Erinnerungsarbeit kann man auch auf seriöse Weise leisten." Oder: "Es wäre zuviel verlangt gewesen, wenn ein Mindestmaß an Objektivität das Ziel des Films gewesen wäre."
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Kamera:
Sybille Stürmer Ton:
Rico Prauss Schnitt:
Peter Kleinert
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