Fernseh-Autor/Autorin wurde man/frau bei KAOS in der Regel als Seiteneinsteiger - weil er/sie unbedingt einen bestimmten Film machen „mußte“ oder weil er/sie Filmemacher/in werden wollte.
Ein paar Beispiele von vielen:

Ein WDR-Redakteur ruft im Herbst 1975 einen gewerkschaftlich aktiven Zeitungsjournalisten an und fragt, ob er einen Film über Pressefreiheit machen wolle. „Klar“ sagt der, „aber ich hab vom Filmemachen keine Ahnung.“ „Macht nichts“, sagt der Redakteur, „Sie bekommen einen Regisseur.“ Als die Filmarbeit beginnt, stellt sich heraus, daß der „Regisseur“ bis dahin für den Hörfunk gearbeitet hat. Weil der Film trotzdem ins Schwarze trifft, wird der Autor von seinem Verleger gefeuert, muß nun weiter Filme machen und gründet deshalb KAOS.

Eine Künstlerin will Anfang der 80er nicht weiter als Lehrerin arbeiten, weil sie unter diesen Bedingungen keine Kunst mehr machen kann. Filmemachen sei da näher dran, meint sie, steigt bei KAOS ein. Einige Leute im Team, die ihr auf die Sprünge helfen sollen, wundern sich, daß sie eigentlich von ihr lernen: „Die guckt ja ganz anders als wir.“

Ein Diplompädagoge, der sein Studium als Trucker verdient hat, kommt Mitte der 80er als Arbeitsloser ins Team. Noch während der Einarbeitung, die das Arbeitsamt bezahlt, macht er – aufgrund seiner Trucker-Erfahrungen – seinen ersten Film als Autor. Wie Günter Wallraff ein Jahr zuvor mit versteckter Kamera, aber über Gefahrguttransporte. Zusammen mit seinem „Ausbilder“ und Kollegen Regisseur bekommt er dafür den Eduard-Rhein-Preis. Heute hat er eine eigene Fernsehproduktion.

Eine Schriftstellerin will unbedingt ein Buch über den Widerstand jüdischer Frauen gegen die deutschen Faschisten in Polen verfilmen. Der WDR lehnt ab. KAOS-Team findet Buch und Thema wichtig. Ein Kameramann und eine Cutterin/Tonfrau, die uns drei Jahre zuvor aus der Hausbesetzerszene zugelaufen war, begleiten die Autorin nach Polen und nach Israel. Ihr Film läuft in Veranstaltungen. Da sieht ihn – zwei Jahre später - ein WDR-Redakteur und kauft ihn als Dreiteiler an. Wir können das Team bezahlen und die Autorin darf künftig weiter Filme für den WDR machen.

Einer der Kameramänner von KAOS brachte zu Dreharbeiten hin und wieder seine Freundin mit, eine Sozialarbeiterin. Sie störte nicht sondern machte sich nützlich, ja unentbehrlich, indem sie Kabeltrommeln schleppte und – auf Anweisung – Licht setzte. Doch ihr Interesse ging weiter: „Darf ich mal zuschauen?“ fragte sie am Schnittplatz – „darf ich auch mal?“ etwas später. Nach ein paar Jahren war sie eine der gefragtesten Cutterinnen (nicht nur bei KAOS), später Autorin für KAOS-Produktionen bei KANAL 4, mittlerweile hat sie zusammen mit zwei Kolleginnen eine eigene Firma für Videoschnitt und Fernsehproduktionen in Köln.