Aus einem Beitrag von Marianne Tralau für die Zeitschrift „tendenzen“, in dem sie gelegentlich aus ihrer Video-Ansprache zur Eröffnung der KAOS-Galerie vom Februar 1985 zitiert:

„Mich fasziniert Kunst an dem Punkt, wo sie auf ihr Reinheitssiegel verzichtet, ihre Jungfräulichkeit verliert und die Trivialität des Alltags als ihr ungleiches Geschwister anerkennt. Mich fasziniert Kunst an dem Punkt, wo sie sich anderer Mittel bedient als der speziell für die Herstellung von Kunstgegenständen produzierten. Mich fasziniert Kunst, wo sie eigentlich gar nicht mehr so explizit als solche auszumachen ist: In der Vermischung mit anderen Lebensbereichen. Als Salz in der Suppe...

Es gibt Künstler, und das sind meist die, die den Durchbruch geschafft haben oder deren Ziel ein solcher Durchbruch ist, die sich reduziert haben: Sie sind nicht mehr Nachbarn, sie sind nicht mehr Eltern, sie sind nicht mehr Wähler – ja nicht einmal Nichtwähler – sie sind gar nichts mehr, außer Künstler...

Es gibt Künstler, die haben kein Bein mehr auf dem Boden, auf dem Hinz und Kunz stehen. Sie stehen eine Etage höher in der jeweiligen scene und beziehen ihre Kraft daraus: Sie machen Kunst hoch Kunst. Mit denen wollen wir eigentlich nicht so viel zu tun haben und die mit uns wohl auch nicht. Uns interessieren die, die mit einem Bein auf dem Boden und mit dem anderen in der Oberleitung sind. Vielleicht könnte das spannend werden.“

Zum Konzept der Galerie gehörte es auch, in Zusammenarbeit mit jedem/jeder ausstellenden Künstler/in ein Video herzustellen. Die ursprüngliche Idee war, die Künstler selbst einzusetzen im Vermittlungsprozeß zwischen dem Kunstobjekt und dem Rezipienten. Die so entstandenen Videos (von denen später viele fürs Fernsehen auf dem unabhängigen KANAL 4 produziert wurden) sind so unterschiedlich wie die Künstler selbst:. Das geht von „Das Video zeigt, was ein Künstler macht“ bis „Ein Künstler /eine Künstlerin zeigt, was er /sie mit Video macht.“